Elektroautos im Fokus: Besonderheiten bei Schadensgutachten
Artikel von Dominik Donhauser

Warum sind Gutachten bei Elektroautos so besonders?
Elektrofahrzeuge unterscheiden sich technisch grundlegend von Verbrennern. Neben der Karosserie und klassischen Fahrwerkskomponenten sind sie mit Hochvoltsystemen (bis zu 800 Volt), komplexer Leistungselektronik und einer Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet. Diese Bauteile machen die Begutachtung nach einem Unfall anspruchsvoll und sicherheitskritisch.
Die größten Herausforderungen im Überblick
1. Hochvoltsysteme – Lebensgefahr bei unsachgemäßem Handling
- Elektroautos arbeiten mit Spannungen bis 1000 V (AC) bzw. 1500 V (DC).
- Vor jeder Begutachtung muss das Fahrzeug spannungsfrei geschaltet werden.
- Nur Fachkundige Personen Hochvolt (FHV) dürfen Arbeiten am HV-System durchführen – geregelt in der DGUV Information 209-093.
2. Batterieprüfung – das Herzstück des Gutachtens
- Die Batterie ist das teuerste Bauteil und kann unsichtbare Schäden aufweisen.
- Schon leichte Verformungen oder Mikrorisse können zu Kurzschlüssen oder Thermal Runaway führen.
- Gutachter prüfen:
- Mechanische Schäden am Gehäuse
- Verschiebungen oder Leckagen
- Zellspannungen und Temperaturabweichungen
- Bei Unsicherheit: Austausch statt Risiko.
3. Unsichtbare Elektronikschäden
- Sensoren, Steuergeräte und Kabelbäume können durch den Aufprall beschädigt sein.
- Diagnosegeräte sind Pflicht, um Fehlercodes und Batteriemanagementsystem zu prüfen.
4. Brand- und Explosionsgefahr
- Lithium-Ionen-Batterien können bei Beschädigung überhitzen oder Gas freisetzen.
- Fahrzeuge mit beschädigtem Akku müssen isoliert und ggf. in einem Quarantänebereich abgestellt werden.
Rechtliche Vorgaben & Qualifikationen
- DGUV 209-093: Regelt die Qualifizierung für Arbeiten an HV-Systemen.
- Fachkundige Person Hochvolt (FHV) ist Pflicht für alle Arbeiten am HV-System.
- Gefährdungsbeurteilung und Sicherheitsmaßnahmen sind gesetzlich vorgeschrieben.
Kosten & Wertminderung bei E-Autos
- Reparaturen sind oft teurer als bei Verbrennern, da:
- Ersatzteile (z. B. Batterie) extrem kostenintensiv sind.
- Spezialisierte Werkstätten und Fachkräfte benötigt werden.
- Merkantile Wertminderung fällt bei E-Autos häufig höher aus, da Unsicherheiten über Batteriezustand und Restwert bestehen.
Fazit
Ein Unfallgutachten für Elektrofahrzeuge ist kein Standardprozess. Es erfordert:
- Spezialwissen in Hochvolttechnik
- Sicherheitsmaßnahmen nach DGUV
- Präzise Diagnose von Batterie und Elektronik
Wer hier spart oder auf nicht qualifizierte Gutachter setzt, riskiert Sicherheitsprobleme, falsche
Schadensbewertungen und finanzielle Nachteile.
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